von Bianca Wilkens, FVW/travel Talk

Aufruf zur Solidarität

Die Erdbeben ereigneten sich am Montag an der türkischen-syrischen Grenze, etwa 800 Kilometer entfernt von der wichtigsten Urlaubsregion der Türkei. Touristen sind nicht betroffen.
Jetzt erst recht: Das Corps Touristique und Reisebüros appellieren an die Touristik, Urlauber zu Reisebuchungen in die Türkei zu animieren. Ein Abreißen der Reisen in die Türkei hätte negative Folgen.
Die Vereinigung der Tourist Boards (Corps Touristique) hat eine Solidaritätsbekundung herausgegeben. Sie appelliert an die Kolleginnen und Kollegen in der Touristik, die Türkei mit weiteren Urlaubsbuchungen zu unterstützen.

„Das furchtbare Erdbeben in der Türkei und Syrien zeigt, wie verwundbar unsere Zivilisation ist“, heißt es in der Erklärung. „Deshalb muss gerade jetzt ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden. Nicht nur organisatorisch logistische Hilfe ist angebracht, sondern die Bereitschaft, die Türkei weiter als touristisches Ziel zu unterstützen, indem unsere Kunden ermuntert werden, das Land auch zukünftig zu buchen.“ Das Zielland Türkei bedürfe aktuell der ganzen Solidarität der Branche.
Unterzeichnet haben die Erklärung das Corps Touristique Präsidium sowie die Corps-Touristique-Award-Jury, zu der Günter Ihlau (DRV Kulturausschuss) Guido von Vacano (Messe Stuttgart), Petra Thomas (Forum Anders Reisen), Bente Grim (NIT), Marco Giraldo (Tourcert) sowie fvw|TravelTalk-Chefredakteur Klaus Hildebrandt angehören.
Ziel der Vereinigung ist, in der aktuellen weltpolitischen Lage und auch nach den Erfahrungen der Corona-Zeit die verbindende Wirkung des Tourismus stärker herauszustellen. So hat die Vereinigung Corps Touristique vor wenigen Wochen erstmalig einen Award für Völkerverständigung vergeben.

Reisebüros trommeln für Hilfe in der Türkei
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Über Lage des Erdbebenzentrums aufklären

Zur Aufklärung der Kunden gehöre, zu verdeutlichen, dass sich das Erdbeben nicht in den Urlaubsregionen der Türkei ereignet habe, betont Hanna Kleber, die dem Corps Touristique vorsitzt. Zwischen den touristischen Zentren und der Erdbebenregion liegen 600 bis 800 Kilometer. Touristen sind also vom Erdbeben nicht betroffen.

Insofern sei es für den Counter wichtig, den Kunden die Angst zu nehmen, betont auch Funda Tasar, Inhaberin des Reisebüros RT-Touristik in Hildesheim. Ihr Mann Yüksel Tasar ist aktuell vor allem damit beschäftigt, für 30 bis 40 besorgte Kunden, die Freunde und Verwandte in der Erdbebenregion haben, Flüge zu organisieren. „Es ist unvorstellbar, was die Menschen und die Angehörigen, Freunde gerade durchmachen. Wir sitzen bis in die Nacht, um freie Kapazitäten zu finden“, sagt sie.

Spenden in der Reisebranche laufen an
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Die Reisebüro-Inhaberin kann in etwa nachfühlen, was die Menschen in der Türkei und in Syrien aktuell durchmachen. Sie war 1999 in der Türkei, als die Erde in der Nähe von Istanbul bebte und mehr als 18.000 Menschen ums Leben kamen. Funda Tasar ist in der Türkei aufgewachsen und besuchte zu dem Zeitpunkt mit ihrer dreijährigen Tochter und dem elfjährigen Sohn ihre türkische Familie. „Wir waren 120 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Ich habe einige Nächte im Freien verbracht.“ Zurück in Deutschland gründete sie einen Hilfsverein für Erdbebenopfer.

Auch jetzt hilft sie, organisiert Geldspenden für die Erdbebenopfer. Wirklich wirksame langfristige Unterstützung aber sei, an den Urlaubsreisen in die Türkei festzuhalten. „Es darf jetzt nicht zu Stornierungen kommen. Die Kunden müssen beruhigt werden.“ Zumal zahlreiche Menschen, die in den Tourismus-Zonen arbeiten, aus der Erdbebenregion stammen, weiß die Reisebüro-Inhaberin. „Wenn die Touristen also wegbleiben, fügt man den Menschen, die von der Katastrophe betroffen sind, noch mehr Schaden zu.“