von Klaus Hildebrandt im fvw-Traveltalk
Dienstag, 16. Januar 2024

Das Corps Touristique (CT), die Vertretung der ausländischen Fremdenverkehrsämter in Deutschland, hat auf der CMT in Stuttgart zum zweiten Mal den CT-Award Connecting Cultures verliehen. Ausgezeichnet wurden drei Projekte.

Der Preis war 2023 zum ersten Mal auf der CTM verliehen worden. Eine Arbeitsgruppe des CT hatte den Award nach den Erfahrungen des ersten Jahres weiterentwickelt und die Kriterien angepasst. Die Mitglieder des CT konnten Projekte und Initiativen einreichen, die den kulturellen Austausch, den interreligiösen Dialog sowie die Nachhaltigkeit und die Bildung im Tourismus fördern. Aus insgesamt 38 Einreichungen bestimmte die unabhängige Jury acht Nominierte und drei Sieger.

„Wir wollen mit dem Preis herausstellen, dass das Kennenlernen anderer Kulturen und Menschen ein wichtiger Wert an sich ist und zu einem friedlicheren Zusammenleben und zur Völkerverständigung beiträgt. Damit haben Reisen neben dem Erholungswert für den Urlauber und den wirtschaftlichen Effekten für die Destinationen eine weitere wichtige Funktion“, sagte die CT-Vorsitzende Hanna Kleber. Die Freiheit des Reisens sei ein wichtiger Wert, für den man auch nach den Erfahrungen der Pandemie kämpfen müsse.

Drei gleichberechtigten Sieger

Austauschprojekt Kalabrien-Albanien: Eine Brücke für Kulturen, Traditionen und Chancen.
In den Provinzen Cosenza, Catanzaro und Crotone in Kalabrien im Süden Italiens leben seit dem Mittelalter Menschen, die aus Albanien stammen. Das Austauschprojekt, das von der Region Kalabrien und von der Regierung Albaniens unterstützt wird, will die Traditionen, die Sprache, die Folklore und die Gebräuche der ethnischen Minderheit bewahren und für breitere Kreise zugänglich machen. Der Austausch wird durch gegenseitige Besuche und verschiedene Initiativen gefördert.

Da in Kalabrien der Tourismus eine wichtige Rolle spielt und auch Albanien den Tourismus ausbaut, spielen nachhaltige Tourismusprojekte, bei denen Einheimische und ausländische Besucher zum Beispiel die Traditionen, die Kultur und die Küche der sogenannten Arbëreshë Community kennenlernen, eine wichtige Rolle.

El Cinquè Llac: Eine Wanderung auf alten Hirtenwegen in den Pyrenäen, organisiert von lokalen Akteuren.
Die Route El Cinquè Llac, zu Deutsch „der fünfte See“, vermittelt auf einer fünftägigen Wanderung nicht nur die Schönheit nahezu unentdeckter Gebirgslandschaften, sondern auch den Wert regionaler Kulturen und Traditionen. Kleine lokale Unternehmen, Gastwirte und Hoteliers wirken in der Organisation Marques de Pastor zusammen, damit die Wanderer durch ein kluges Umweltmanagement und die Verwendung von regionalen Produkten nachhaltig unterwegs sind.

Die Gäste erholen sich nicht nur in der Natur, sie erleben Zeugnisse uralter Pyrenäenkultur, erhalten Einblick in die Traditionen und das Handwerk der Schäfer.

Internationale Wanderung entlang der Via Francigena in der Region Latium.
Der „International Walk“ ist ein jährliches Pilger- und Wanderevent, das eine Gruppe von Freiwilligen namens „Gruppo dei Dodici“ mit Hilfe der Destination Management Organisation (DMO) Francigena Sud nel Lazio südlich von Rom organisiert. Die Organisatoren wollen die Tradition des Pilgerns auf der Route von Teano nach Rom neu beleben und internationalen Besuchern vermitteln.

Die Route ist in 15 Abschnitte eingeteilt und dauert 17 Tage. Auf dem Weg gibt es Treffen mit lokalen Organisationen, um den Austausch zu fördern und die lokale Gastronomie und Kultur kennenzulernen. 2023 nahmen Gäste aus sieben Ländern von den USA über Taiwan bis Dänemark teil.

Insgesamt acht Projekte nominiert:

Wiege der Schweiz: Die Interessengemeinschaft regionaler Akteure rund um den Urnersee setzt sich aktiv mit der Geschichte der Eidgenossenschaft auseinander und vermittelt den Gästen das schweizerische Selbstverständnis.

Erlebnisweg Obersee, Schweiz: Auf einer Länge von 37 Kilometern und an 20 Stationen entlang des Oberen Zürichsees erzählt der Erlebnisweg die Geschichte und Mythen der Region, gut aufbereitet auch für Familien.

Wildy Ness, Tunesien: Wildy Ness ist ein 2021 gegründetes Start-up, das Ausflüge und Erlebnistouren abseits des Mainstreams organisiert, von einer Tour mit Fischern bis hin zu einem Wochenende in El Kef mit dem Ziel eines interreligiösen Austausches.

Internationaler Karneval Yasmine Hammamet: In dem tunesischen Ferienort hat sich ein bunter und fröhlicher Karneval entwickelt, bei dem Einheimische und ausländische Gäste nicht nur zusammen feiern, sondern mit Workshops und Ausstellungen am Rande auch in die Kultur eintauchen.

Explore Iberia, Portugal: Explore Iberia ist ein kleiner Tourenanbieter im Norden Portugals, der vor allem in Naturschutzgebieten Wanderungen anbietet, regionale Akteure einbindet und auch Touren für Blinde oder Menschen mit starker Sehbehinderung organisiert.

Drei Laudatoren, Nuno Alves von Travelbook, Petra Thomas vom Forum Anders Reisen und Philipp Keil von der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg, würdigten in Ansprachen die drei Preisträger. Mit einem Get-togeher zusammen mit der Kooperation AER im Atrium der Messe klang der Abend aus. Der CT-Award „Connecting Cultures“ soll auch im kommenden Jahr auf der CMT verliehen werden.

Das ist die Jury des CT-Awards
Der Jury gehörten an: Petra Thomas (Geschäftsführerin Forum Anders Reisen), Bente Grimm (Leiterin Touristische Mobilitätsforschung beim NIT), Marco Giraldo (Geschäftsführer des Beratungsunternehmens für Nachhaltigkeit Tourcert), Günter Ihlau (Vorsitzender des Arbeitskreises Kulturtourismus im DRV), Guido von Vacano (Bereichsleiter Messe Stuttgart) und Klaus Hildebrandt (Chefredakteur fvw|TravelTalk).

Photo: Preisverleihung auf der CMT: Guido von Vacano (Messe Stuttgart), CT-Präsidenten Hanna Kleber, Antonella Rossi (Italienische Zentrale für Tourismus), Núria Martí Simó (El Cinquè Llac) und Montserrat Sierra (Fremdenverkehrsamt Katalonien). Preisverleihung auf der CMT: Guido von Vacano (Messe Stuttgart), CT-Präsidenten Hanna Kleber, Antonella Rossi (Italienische Zentrale für Tourismus), Núria Martí Simó (El Cinquè Llac) und Montserrat Sierra (Fremdenverkehrsamt Katalonien).